Beim Kauf eines Kardiergerätes stellt sich schnell die Frage nach der für die eigenen Bedürfnisse geeigneter Benadelung. Hier möchte ich von meinen Erfahrungen berichten. Die meisten auf dem Markt erhältlichen Kardierer bieten verschiedene Benadelungsdichten an. Diese variieren meist zwischen 48, 72 und 108 tpi. Doch für welche sollte man sich entscheiden? Noch dazu gibt es Unterschiede in der Anordnung der einzelnen Pins. Hier unterscheiden sich die Beläge zwischen einer gleichmäßigen Anordnung der Nadeln und der doppelreihigen Version. Leider geben die Hersteller hierzu kaum bis keine Information, welche Nadelanordnung ihre Beläge aufweisen.
Standardmäßig wird die 72er Benadelung empfohlen, also der Mittelweg, mit welchem man sowohl grobe wie auch feine Fasern gut zu kardieren sind. Ich habe allerdings festgestellt, dass es durchaus große Unterschiede macht, mit welcher Benadelung ich arbeiten möchte.
Derzeit besitze ich eine Kardiermaschine von P. Brittain mit allen verfügbaren Benadelungen (48er, 72er und 108er) in der doppelreihigen Ausführung, sowie das Gerät von Wollknoll mit einer 72er Benadelung und der gleichmäßigen Nadelanordnung. Ich entschloss mich, einen kleinen Vergleichstest zu starten. Folgende Fasern gingen an den Start: Coburger Fuchs als grobe Faser, Milchschaf als Vertreter der mittleren Faserfeinheit und Lammwolle süddeutsches Merino, die Superfeine.
Coburger Fuchs | Milchschaf | Merinolamm | |
Wollknoll 72er 1x | gut, sehr fluffig | nicht ausreichend | nicht ausreichend |
Wollknoll 72er 2x | sehr gut, sehr fluffig | gut, vereinzelte Knötchen | nicht ausreichend |
P. Brittain 48er 1x | gut | nicht ausreichend | |
P. Brittain 48er 2x | sehr gut | gut | |
P. Brittain 72er 1x | sehr gut | sehr gut, fluffig | nicht ausreichend |
P. Brittain 72er 2x | sehr gut | perfekt, ohne Knubbel, ohne Schlaufen | nicht ausreichend |
P. Brittain 108er 1x | perfekt, ohne Knubbel, ohne Schlaufen | nicht ausreichend | |
P. Brittain 108er 2x | gut, aber Knubbel | ||
P. Brittain 108er 3x | sehr gut |
Fazit meines Testes: Grobe Fasern lassen sich optimal mit einer mittleren Nadeldichte und der gleichmäßig angeordneten Nadeln zu einem fluffigen, gleichmäßigem Batt verarbeiten. Bei einer doppelreihigen Benadelung ist das Ergebnis auch sehr gut, jedoch nicht so locker, eher komprimiert. Fasern von mittlerer Feinheit sind mit einer doppelreihigen und sehr feinen 108tpi) Benadelung am optimalsten zu kardieren. Bei feinen Fasern oder schon fertigen Kammzügen ist auch die feinste Benadelung vorzuziehen.
Generell gilt, je feiner die Faser desto feiner sollte die Benadelung sein. Zu beachten ist, dass die feineren Benadelungen auch empfindlicher sind, eine zu grobe Faser oder angefilzte Fasern können die Nadeln eher verbiegen, was zu vermeiden ist. Dies kann aber durch sorgfältiges Vorzupfen und langsames Kurbeln verhindert werden.
Maschinen mit einer 48er Benadelung eignen sich für Artyarnbatts, welche aus verschiedenen Fasertypen zusammengestellt werden.. Durch die grobe Benadelung werden die Fasern nicht so stark vermengt, sodass sich die einzelnen Faserarten deutlich absetzten. Auch bleiben Lockenstukturen erhalten, was beim Artyarnspinnen erwünscht ist. Diese Garne leben von der Unterschiedlichkeit der Fasern. Für Artyarnliebhaber ist die grobe Benadelung sinnvoll, aber für den normalen Gebrauch nicht nötig.
Einen großen Unterschied macht tatsächlich die Anordnung der einzelnen Pins, die Doppelreihigen erzeugen weitaus weniger Knubbel und Schlaufen. Noch dazu lassen sich die Batts wesentlich leichter abnehmen, es bleiben viel weniger Fasern auf der Walze zurück. Dadurch ist das Reinigen dieser sehr viel einfacher. Doppelreihige Benadelungen sind meines Erachtens empfehlenswert. Grobe Fasern lassen sich jedoch mit einer gleichmäßigen Nadelanordung zu viel fluffigeren Batts verarbeiten.
Der totale Luxus sind Kardiergeräte mit austauschbaren Walzen. Meines Wissens gibt es zur Zeit nur einen Schreiner, welcher diese anbietet, Paul Brittain. Seine Kardierer sind mit doppelreihigen Benadelungen ausgestattet und der Umbau gestaltet sich einfach. Es ist nur die Kurbel abzudrehen, der Antriebsriehmen abzunehmen und vier Schrauben zu lösen. Ein passender Schraubenzieher wird mitgeliefert. Dann hebt man die Walze aus dem Gehäuse und setzt die Neue ein. Jetzt schraubt man die Walze leicht an, stellt anschließend den gewünschten Walzenabstand ein und schraubt das Ganze fest, setzt den Treibriemen auf und befestigt die Kurbel. Dies ist in weniger als fünf Minuten erledigt. Somit ist es kein Problem, z.B. feine Fasern vorzukardieren und anschließend mit anderen Fasern mit einer groben Benadelung zu einem Batt zu mixen. Die Kardiergeräte von P. Brittain bestechen durch ihre sorgfältige Holzverarbeitung (Vollholz Esche, geölt) und der gut durchdachten Konstuktion. Preislich sind die P. Brittain Kardierer im unteren Bereich angesiedelt.
Auf der Suche nach Informationen für eine Kardiermaschine , bin ich auf ihrer Seite gelandet und liebäugel seit dem mit der Classic Carder.Meine Frage ist , haben sie das Gefühl, das die Machiene, trotz ihrer leichten Auseinandernehmbarkeit beim kardieren genauso stabil ist wie andere.? und auch in Bezug auf die Langlebigkeit?
Und wie ist es mit den Ersatzteilen , insbesondere der Antriebsriemen?Sind die eigentlich mit anderen Maschinen kompatibel ?
Liebe Heidrun,
die Kardiergeräte von Paul Brittain sind sehr sorgfältig gebaut und das Wechselwalzensystem gut durchdacht.
Um den Antriebsriemen habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Wohl auch, da mir in all den Jahren noch nie einer gerissen ist. Vermutlich kann man Ersatzriemen bei ihm bestellen. Aber geeignete PU-Schnüre sind auch hier im Handel als Meterware erhältlich und sicherlich günstiger, das Porto darf man nicht vergessen. Paul beantwortet Fragen zu seinen Produkten sehr schnell. Auch hat er mir vor dem Kauf Detailfotos gemacht und Auskunft über die verbaute Welle gegeben. Wir hatten einen sehr freundlichen und unkomplizierten Kontakt.
Ich arbeite sehr gerne mit meinem Paul Brittain und bin glücklich mit den vielen Möglichkeiten die diese Trommelkarde bietet.
Danke für ihre Rückantwort , die ich jetzt erst gelesen habe.Meine Classic Carder ist angekommen und macht super fluffige Batts. Bischen schade finde ich , das die kleine Walze keinen Zwischenraum hat und die Wolle nicht leicht runterzukriegen ist.Ansonsten bin ich gespannt auf das längere arbeiten mit dem Gerät.
Eine Sockenstricknadel dient mir dazu die gröbsten Reste herauszuheben, der Staubsauger macht den Rest. Classic carder Jumbo Modell 72 und 120 Trommel.