Bevor ich die Wollkämme der Fa. Wingham testen durfte, Kathrin von Back to the Wheel war so freundlich, mir ihre Kämme zu leihen, hatte ich mir schon zwei Wollkammmodelle angeschafft. Einmal einen einreihigen Kamm mit Hackle der Fa. Wollschaaarf und eine zweireihige Kammstation, ein No-Name-Modell, welches auf Ebay angeboten wird und gebraucht auf Ravelry verkauft wurde. Beide Kämme sind im unteren Preissegment angesiedelt (ca. 70€).
Diese Modelle machten mir keine große Freude und ich dachte, dass das Wollekämmen nichts für mich wäre. Aber nachdem ich die hochpreisigen Winghams ausprobiert habe (ca. 250 GBP incl. Porto), werde ich zukünftig einen sehr großen Teil meiner Rohwolle kämmen, bzw. für das Kardieren aufbereiten. Ich habe nun keine Sorge mehr, dass meine Vliese zu verschmutzt sind, denn Heu und anderer Dreck lässt sich sehr zeitsparend mit den Winghams beseitigen. Das zeitaufwändige Wollezupfen könnte somit, mit ein paar Ausnahmen, der Vergangenheit angehören. Selbst kurze Merinofasern kann man verarbeiten, wobei die Winghams mit der Feinheit dieser Faser nicht gut zurechtkommen. Einen ausführlichen Test dieser Kämme könnt ihr hier lesen. Um feine und kurze Fasern optimal zu kämmen braucht man feinere Kämme, Schmutz wird dennoch zuverlässig ausgekämmt. Aber kleine Knötchen verbleiben in den Fasern. Um diese zu verarbeiten sind Kämme mit dünneren, enger angeordneten Zinken optimal.
Nun zu den Kämmen aus deutscher Herstellung. Die Hacklestation von Wollschaaarf besticht durch ihre unsorgfältige Verarbeitung. Die Zinken sind sehr schartig und lassen ein gleitendes Befüllen nicht zu. Die Fasern werden zerrissen und ein gleichmäßiges Kämmen ist praktisch unmöglich, da man den Kamm durch die Fasern “ruckeln” muss. Die Zinken sind unterschiedlich lang und nicht exakt eingepasst. Die mitgelieferten Tischklemmen sind sehr klein dimensioniert und passen nur auf sehr schmale Tischkanten. Beim Kämmen selber stößt man konstruktionsbedingt mit den Zinken an das Hackle. Es kann also nicht eng am Hackle gekämmt werden. Somit sind diese Kämme nur für langstapelige Fasern geeignet. Die Zinken sind weder an der Spitze gebogen, noch in einem kämmoptimalem Winkel angebracht, was ein Ineinaderhaken der Zinken vermeiden würde.
Die Kammstation des Hobbybastlers auf Ebay hat auch erhebliche Schwachpunkte. Die Kämme sind sehr schwer und schlecht ausbalanciert, der Schwerpunkt liegt vorne und man braucht viel Kraft, um die Kämme gerade zu halten. Deshalb musste ich beide Hände zum Halten und Schwingen der Kämme nehmen. Die Griffe sind zu schmal und man verkrampft sehr schnell bei der Arbeit. Zudem sind die Zinken sehr grob und die Abstände zu groß. Die Kämme ähneln eher einer Gartenharke als einem Werkzeug zur Wollverarbeitung. Auch bei diesem Modell sind die Zinken nicht abgewinkelt oder abgewinkelt angebracht. Allerdings ist die Kammhalterung gut durchdacht und erlaubt ein “gefahrloses” Aufbewahren der Kämme. Leider können die Kämme nur in einer Position eingespannt werden, was wiederum abträglich für die Ergonomie ist.
Ich habe ein Vergleichsfoto gemacht. Die Kämme von Wingham beladen mit der gleichen Faser, einer Merinofasern von Blessi.
Vom Kauf dieser zwei günstigen Kammmodelle würde ich abraten. Die Qualität der Kämme ist nicht geeignet um große Mengen Wolle zu verarbeiten und für kleine Portionen Fasern sind sie doch zu teuer. Zudem macht es einfach keinen Spaß, mit verkrampften Händen seinem Hobby nachzugehen.
Da ich aber vom Kämmen meiner Wolle so begeistert bin habe ich mir extra feine Kämme der Firma Valkyrie aus den Staaten bestellt (etwa 175 USD incl. Porto). Ich habe mich für die Doppelreihigen entschieden und auf die Tischhalterung verzichtet. Diese werde ich mir selber bauen. Die Qualität der Kämme ist sehr gut. Die Zinkenspitzen sind oben gebogen, somit gleiten die Zinken beim Kämmen aneinander vorbei und man kann sehr kurzstapelige Fasern verarbeiten. Auch sind die Spitzen rund und spitz, was ein gleitendes Kämmen ermöglicht. Bisher habe ich nur einen kleinen Test mit Merinofasern von Blessi gemacht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, die entstandenen Kammzüge sind großartig, keine Knötchen, kein verbleibender Schmutz. Ich musste allerdings feststellen, dass mich das Kämmen an sich, mit den obwohl sehr leichten Handkämmen von Valkyrie doch anstrengt und ich unbedingt eine Tischhalterung benötige. Sobald ich diese gebaut habe, werde ich ausführlich testen und berichten.
Die schweren und großen Kämme von Wingham sind in ihrer Handhabung sehr viel kräfteschonender als die kleinen Valkyries. Mit den Valkyries konnte ich nur 1-2gr schwere Kammzüge herstellen, bei den Winghams jedoch 17-18gr pro Kämmung. Ein riesiger Unterschied. Für mich steht fest, dass ich feine Fasern nur projektbezogen kämmen werde, also nicht auf Vorrat verarbeite, wie ich dies sonst beim Kardieren getan habe.
Auf Nachfrage habe ich die Zinkenstärke, Länge, Breite und den Zinkenabstand von den Valkyries und den Winghams gemessen. Hier die Ergebnisse. Die Zinken der Winghams haben einen Durchmesser von 3mm und stehen im Abstand von 4mm nebeneinander. Die vier Reihen stehen ebenfalls im Abstand von 4mm. Die vorderen und längsten Zinken messen 16cm Länge und die Breite dieser Zinkenreihe beträgt 9,4cm.
Die extrafeinen Valkyries sind wesentlich kleiner dimensioniert. Ihre Zinken haben einen Durchmesser von 2mm, stehen im Abstand auch von 2mm neben- sowie hintereinander. Die Zinken sind 10,7cm lang und die Breite der Zinkenreihen betragen10,4cm.
Abschließend kann ich sagen, dass sich der Kauf von hochwertigen Kämmen lohnt, wenn man viel Wolle bzw. Rohwolle verarbeiten oder nicht auf handgezogene Kammzüge verzichten möchte. Falls jedoch das Mischen von Fasern und/oder Farben im Vorderund stehen, kann ein Selbstbaukamm mit Hackle oder nur ein Hackle vollkommen ausreichend sein.
Ich bin so dankbar für diesen super Test und Vergleich der Gerätschaften. Leider gibt es in Deutschland keine guten Hersteller von Wollverarbeitungsgeräten und somit ist Tür und Tor geöffnet für Hobbybastler die sich als Fachleute ausgeben. Ich bin von den Wingham Kämmen so begeistert, dass ich sie mir zulegen werde. Dieser Vergleich hat es wieder bestätigt. Tausend Dank
Liebe Cordula,
danke für dein Lob! Mit den Winghams macht man wirklich nichts falsch. Ich finde es auch schade, dass es hierzulande keine qualitativ vergleichbare Kämme zu bekommen sind. Habe viel Freude mit ihnen und pass auf deine Finger auf!
Betti
Ich habe meine Stifte angespitzt und ein Hackle gebaut. Das geht einfach undreichtfür den normalen Spinner. Als Bürste kann ich ir eien Kamm Bauen oder nehme etwas aus der Zoofachabteilung oder nehme Zwiebelhalter, die ich auf eine Griff schraube oder montiere. Aber ich blende viel und das macheich mit der Han auf meinem selbstgebauten Hackle. Die siehtt nicht toll aus aber recht schnell glitten die Faer auf die Pins, es muss sich alles etwas einarbeiten. Aber anspitzen finde ich wichtig. Normale Nägel reichen nicht!!!! Ich habe die Valkyrie extra Fine. Die Wolle muss absolut fettfrei sein sonst lässt es sich schwerkämmen. Auf Etsy gibt es sehr g+nstige 3D Kämme für 42€ – die Kämmen sehr gut und gelekschonend. Die nutze ich nur noch. Auch wenn sie günstig sind…..auch Feines wird prima
Huhu Pia
Ich schweife mal aus…ersteinmal habe ich seeehr sehr lange mit selbstgebauten Kämmen auch gearbeitet, und ob Schaf oder Alpaka…meine Rohwolle wurde auch zauberhaft 👍👌. Viele vergessen halt, dass es auf die gute Vorbereitung der Rohwolle ankommt. Wolle und spinnen ist ein mega altes Handwerk. Klar kann man meeega teure Kämme kaufen….das sehe ich nun aber auch nicht ein. Ich finde es aber sehr sehr traurig, von Betti, Wollschaaarf soooo schlecht zu machen. Sowas geht gar nicht!!!! Ich liebe diese alte Hauswerkstatt, weil so sich jeder was leisten kann, ohne auf Schnickschnack zu bestehen. Teuer muss nicht besser sein. Früher, wie auch oft heute noch, wird und wurde mit primitiven Hilfsmitteln gearbeitet, was mega gute Ergebnisse erziehlt hat. Ich selber liebe ungefärbte Wolle, auch grobe raue Wolle , welche mir meeega warmen Füße bereiten. Gesund noch dazu. Und wenbe ich mal bunt brauche, färbe ich mit Pflanzen usw…und wenn ich mir mal wieder einen Webramen besorgen möchte, werde ich dieses bei Wollschaaarf tun 👍👍👍🫶🏽
Danke liebe Poa, dass mal jemand gegen teuer ist.
Ich bin absolute Anfängerin. Ich lebe in Spanien, Extremadura, wo viele Nachbarn Schafe halten. Die Wolle wird im Allgemeinen verbrannt, und das finde ich wirklich schade. Da ich gern mit Wolle arbeite, habe ich mir vorgenommen, die Wolle einiger Schafe meiner Nachbarn zu verspinnen. Wie die Rohwolle aufgearbeitet werden muss, lese ich mich gerade ein. Nun zu meiner Frage: Ich dachte immer, die Wollkämme wären ausschließlich dazu da, den Schmutz und Pflanzenreste aus der Rohwolle zu entfernen, um diese anschließend kardieren zu können. Aber wie auf Silkes Fotos zu sehen ist, scheint die gekämmte Wolle ja schon spinnfertig zu sein. Stimmt das? Das heißt, wenn ich mir gute Kämme anschaffen würde, könnte ich auf das Kardieren verzichten? Meine Idee ist, sowohl naturbelassene, dickere Wollfäden zum Weben herzustellen, als auch gefärbte Wolle, Farbmischungen, unterschiedliche Fadenstärken usw. Das kann ich ja nur mit einem Kardiergerät oder mit Handkarden und einem Mischbrett machen, stimmt das? Ich danke euch für Infos und Anregungen.
Liebe Christine!
Was eine schöne Idee, die Wolle zu verarbeiten.
Nun zu deiner Frage, ja, Kämme können durchaus eine Kardiermaschine ersetzen. Seitdem ich meine Kämme besitze, hat mein Kardierer so gut wie Dauerurlaub.
Lach!
Das Arbeiten mit Kämmen hat für mich viele Vorteile:
1. Die Wolle muss nicht nach dem Waschen aufgezupft und von Einstreu befreit werden.
2. Die Kammzüge sind knötchenfrei und sauber.
3. Beim Kämmen sitze ich bequem in meinem Lieblingssessel, habe kein “Kardierergeratter” und anstrengendes Kurbeln.
4. Kämme sind platzsparend zu verstauen und man kann sie überall hin mitnehmen
5. Kämme sind wesentlich preiswerter als eine Kardiermaschine
So, mehr fällt mir gerade nicht ein!
All deine Ideen zu der Wolle kannst du mit Kämmen umsetzen.
Du kannst mit ihnen sehr schöne Farbeffekte kreieren und Farben mischen.
Aber die Kämme haben auch ihre Grenzen. Beim Kämmen trennt man die kurzen Fasern von den langen. Was daraus erwünscht ist. Allerdings bedeutet dies, verschieden lange Fasern kann man nicht gut mischen.
Hier findet der Kardierer seinen Einsatz. Wilde Fasermischungen gelingen mit Kardierer oder Handkarden viel besser.
Ich möchte jetzt nicht auf die Spinntheorie, “Kammgarn – Streichgarn” und “Langer Auszug – Kurzer Auszug” eingehen. Das wäre an dieser Stelle zu viel Theorie.
Du solltest aber beachten, dass die Wolle eine gewisse Faserlänge haben sollte, dass überhaupt gekämmt werden kann.
Die Fasern sollten mindestens 3-4cm lang sein, alles darunter wird schwierig!
Meine Merinowolle misst ca 4-5cm vor dem Kämmen und zieht sich auf dem Kamm auf ca.8cm aus.
Bei langen Fasern, ab ca. 15cm (vor dem Kämmen) empfiehlt sich die Anschaffung großer Englischer Kämme mit Haltestation. Diese sind dann aber nicht mehr in Sitzen zu benutzen, nicht mehr ganz so einfach mitzunehmen und preislich nahe an dem Kardierer.
Wenn du dir unsicher bist, welche Kämme zu wählen sind, kannst du mir gerne eine Mail, mit Fotos von den Schafen kurz vor der Schur oder der Wolle selber, schicken. Vielleicht kann ich dir Tipps geben!
Liebe Grüße