Meine Kardiergeräte

Nachdem ich verloren mit geliehenen Handkarden zwischen Bergen von Rohwolle saß, war schnell der Wunsch nach einer Trommelkarde geboren. Entschieden habe ich mich für das Modell Merino von der Fa. Wollknoll. Mich überzeugte die sehr große Kardiertrommel und der relativ günstige Preis dieser Maschine.

Diese Maschine hat schon viele Stunden Arbeit hinter sich, man sieht es ihr an

Dieses Kardiergerät begleitet mich nun schon seit gut fünf Jahren und lässt mich herrlich luftige Batts fertigen. Ich habe sicher an die 40 Rohwollvliese mit der Merino verarbeitet, jedoch hat Thomas meinem Ruf nach “mehr Power” entsprochen und einen Motor angebaut. Seitdem arbeite ich mit wahlweise zwei Geschwindigkeiten, sitze bequem vor dem Gerät und kann mich auf das Eingeben der Fasern konzentrieren. Der einzige Nachteil an der motorisierten Trommelkarde ist, ich kann nicht mal eben so, Schmutz, kleine Knötchen oder sonstig Unerwünschtes von der großen Trommel picken. Dazu arbeitet das Gerät zu schnell. Die motorisierte Version meiner Merino stelle ich Euch in einem späteren Beitrag vor.

Mehr Kontrolle hat man mit einer Handkurbel. Hier kann man während des Kurbelns kleine Korrekturen an den auf der großen Trommel aufgezogenen Fasern vornehmen.

Meine Neue, die Trommelkarde von Ashford

Da es sehr angenehm wäre eine zweite Trommelkarde für sogenannte Wildbatts, wie der Name schon sagt, wilde Mischungen von Farben und Fasern zu haben, entschied ich mich dazu, eine gebrauchte Kardiermaschine von der Fa. Ashford zu kaufen. Sie hat eine viel kleinere Trommel, ist schnell gereinigt und auf- bzw. abgebaut. Mit ihr kann ich meine schon vorbereitete Rohwolle nach Lust und Laune mit Edelfasern und Pflanzenfasern mischen oder auch Farbkombinationen testen und Batts für neue Spinnprojekte kreieren.

Deutlich zu sehen, die Doppelbenadelung der Ashford
Die Benadelung der Wollknoll Merino ist gleichmäßig verteilt, aber kürzer

Wie sich herausstellte hat sie einen etwas anderen Kardierbelag als die Merino und somit auch differente Kardiereigenschaften.

Die Batts, die auf der Merino entstehen sind viel fluffiger, sprich nicht so kompakt wie die, welche auf der Ashford entstehen.

Zwei Maschinen, die sich gut ergänzen. Beide haben eine Benadelung von 72 PPI, bedeutet 72 Nadeln per Quadratinch. Dies ist eine mittlere Nadeldichte, die sowohl mit gröberer Rohwolle wie auch mit feinen Edelfasern gut klarkommen sollte. Die Trommel der großen Merino fäßt gute 70g Fasern, mit Verdichtung des Materials auch bis 100g pro Batt. Die Ashford bringt es ohne Anstrengung auf 50g Füllmenge und liefert eine Bürste mit, die auf dem Gerät installiert werden kann, um die Fasern sauber in die Nadeln der großen Trommel einzuarbeiten. Das klingt sehr gut, aber in der Praxis benutze ich das Bürstchen nicht und die Befestigung dieser stört beim Abnehmen des Batts. Ich habe die Bürste abmontiert. Der von Ashford beigelegte Abnehmstab ist sehr unhandlich. Durch die Kürze des Stabs bedingt, ist die Hebelwirkung schwach und man braucht viel Geduld beim Lösen der Fasern.

Die Maschinen unterscheiden sich sehr was Preis, Ausstattung, Verarbeitung und Anwendungsbereiche betrifft. Ich werde die wichtigsten Unterschiede anhand von Bildern aufzeigen.

Die Kandidatinnen im Vergleich

Schon auf den ersten Blick ersichtlich, der Größenunterschied. Die Merino ist sehr viel schwerer als die Ashford und muss dadurch nicht zwingend am Arbeitsplatz befestigt werden. Die Ashford bietet im Lieferumfang zwei Schraubzwingen (eine Zwinge ist leider abhanden gekommen), welche unbedingt gebraucht werden, und eine Faserbürste.

Ashford mit Zubehör, und der installierten Faserbürste
Merino von Wollknoll mit Zubehör
Merino ohne Umlenkrolle
Ashford mit Umlenkrolle

Durch die Umlenkrolle wird bei der Ashford ein ruhiger Antrieb gewähleistet. Bei der Merino führt das Fehlen einer solchen zu einem unangenhemen Ruckeln, wenn der Anriebsriemen überspringt. Die Ashford bietet auch zwei Übersetzungen 4:1 und 6:1. Hierbei verändert man die Laufgeschwindigkeiten der Walzen. Ich habe 4:1 gewählt, wobei die Leichtgängigkeit der Trommelkarde noch immer dazu verführt, zu schnell zu kurbeln. Die Ashford kommt auch gut mit Rohwolle zurecht. Für kleinere Mengen an Wolle sehr gut machbar.

Ich aber verarbeite mehrere Vliese pro Jahr, zwischen 6 und 12kg, je nach Zeit und Laune. Da sitze ich viel lieber an meiner großen Merino und gebe die Fasern ein, ohne kurbeln zu müssen. Beim Eingeben öffne ich übersehene verklebte Locken und entnehme Heureste. Je sauberer und aufgefluffter die Faser eingefüttert wird, desto schöner werden die Batts. Durch ihre größere Trommel ist das Handkurbeln nicht so leichtgängig wie bei der Ashford. Doch das stört mich nicht, da meine Maschine von mir nur mit Motor betrieben wird.

Die Ashford ist mit einem Klarlack versehen, was, wie man sieht, deutliche Vorteile hat. Die Merino kam auch sauber und schön hier an. Aber Wollfett und meine planzengefärbten Fasern haben Spuren hinterlassen.

Die Abnehmleiste ist bei der Maschine von Wollknoll aus Holz und sehr schnell durch falsches Handling meinerseits durchgebrochen. Dies hat die Fa. Ashford durch die Wahl einer Aluschiene gut gelöst.

Serienmäßige Faserführung

Die Ashford hat von Haus aus eine “Faserführung” eingebaut, dies habe ich bei der Merino durch Aufschrauben kleiner Holzklötzchen selber machen müssen. So wickeln sich weniger Fasern um die Welle.

Was ein großer Vorteil der Merino ist, ihre Kurbel lässt sich immer frei bewegen. Die Kurbel der Ashford ist länger als das Kardiermaschinengehäuse und man muss zwingend die Maschine an einer Tischkante aufbauen.

Da der Merinokarder sehr unhandlich ist, sollte man ausreichend Platz haben, um ihn gegebenenfalls einfach stehen lassen zu können. Die kleine Ashford ist super transportabel, zumindest im eigenen Haushalt. Auch passt sie durchaus in Regale oder Schränke. Ideal bei begrenztem Wohnraum.

Freier Kurbellauf bei Merino
Kurbel bei Ashford

Bei beiden Maschinen kann man den Walzenabstand justieren. Dieser sollte so eingestellt sein, dass die kleine Walze nicht Unmengen an Fasern mitreisst, diese aber gut der großen Walze zuführt. Die Häkchen berühren sich nicht.

Von Zeit zu Zeit darf man seinen Kardierer auch Säubern und Ölen, gerade wenn man den Verdacht hat, die Maschine würde schwergängiger laufen.

Zum Abschluss habe ich noch zwei Batts kardiert mit jeweils einem Durchlauf. Die Fasern sind vom Milchschaf und von mir pflanzengefärbt. Generell kardiere ich Rohwolle nicht mit mehr als zwei Durchgängen. Das rot-pinke ist eine Cochinellefärbung überfärbt mit Anatto, das Gelborange eine Anattofärbung mit ein paar cochinellegefärbten Fasern.

Batts im Größenvergleich

Das Batt vom Merino ist ca. 80cm lang, das Batt von der Ashford ca. 50cm. Ein deutlicher Unterschied, jedoch gewichtsmäßig nicht drastisch. Gute 70g gegen knappe 50g.


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